Mythos 1.1
Es gibt zu wenig Rohstoffe für die Herstellung von E-Autos
Zu Beginn muss festgehalten werden, welche Rohstoffe für die Herstellung von E-Autos überhaupt verwendet werden. Es handelt sich um 4 Grund-Rohstoffe:
Kobalt, Lithium, Tantal und Seltene Erden
Kobalt ist für jeden Akku (noch) essenziell, denn es sorgt unter anderem dafür, dass die Akkus nicht überhitzen, sich die Akkus schneller aufladen und auch länger halten. Dafür werden am Minuspol Lithium mit Graphit und am Pluspol Kobalt im Akku eingesetzt.
Die Kobalt-Reserven werden weltweit aktuell auf 25 Millionen Tonnen geschätzt, was für die nächsten Jahrzehnte ausreichen wird. Die größten Vorkommen werden im Kongo und in Sambia lokalisiert. Im Kongo wurden im Jahr 2019 rund 100.000 Tonnen Kobalt bzw. rund 140.000 Tonnen weltweit abgebaut. Aufgrund seiner Eigenschaften findet sich Kobalt ebenso in fossilen Fahrzeugen, da es in Katalysatoren sowie für die gehärtete Kurbelwelle in jedem Auto verwendet wird. Weiters wird Kobalt als Katalysator bei der Entschwefelung von Benzin eingesetzt.
Außerdem kommt Kobalt als Komponente für Superlegierungen in der Luft und Raumfahrt zum Einsatz. Die Metallindustrie nutzt Kobalt als Legierungselement in Werkzeugstählen und Diamantwerkzeugen. Die Pigmentindustrie ist ebenso ein Abnehmer von Kobalt. Kobalt wird für alle Arten von Akkus verwendet, egal ob im Smartphone, im Tablet, im Laptop, oder in einem Plug-In-Hybridfahrzeug. Aktuell wird im Elektroniksektor knapp doppelt so viel Kobalt eingesetzt wie im Automobilsektor. Der Bedarf ist aber steigend.
Kobalt wird überwiegend als Nebenprodukt des Kupfer- oder Nickelbergbaus gewonnen. Der Kupfer- oder Nickelbergbau ist im Kupfergürtel (Kongo und Sambia) geprägt von unzureichend abgesicherten Stollen bzw. mangelhaften Rahmenbedingungen im Lichte der Arbeitssicherheit. Der Abbau von Kupfer und Nickel erfolgt großindustriell.
Als Folge der Armut dieser Länder ist Kinderarbeit generell weit verbreitet. Lt. der ILO (internationalen Arbeitsorganisation) kann dem nur mit Zugang zu Bildung entgegengewirkt werden, da der Kupfer- oder Nickelbergbau zentrale Arbeitgeber sind. Bilder von Kindern in Stollen sind allgegenwärtig und stammen zumeist von AnwohnerInnen der Großstadt Kolwezi, welche direkt auf einer reichhaltigen Kobaltvererzung gelegen ist. Daher begannen hier viele EinwohnerInnen illegal in den Hinterhöfen nach Erz zu schürfen. Dies wurde jedoch von der Regierung im Jahr 2017 eingestellt.
Lithium findet sich als Ladungsträger in den Akkus wieder. Lithium wird für alle wiederaufladbare Batterien (Akkus in Notebooks, PC's, Smartphones, ...) verwendet. Am meisten Lithium wird in Australien mit 42.000 t im Erzbergbau abgebaut, gefolgt von Chile mit 18.000 t mittels Salaren. Weltweit werden die Reserven auf ca. 17 Millionen Tonnen geschätzt, womit diese wie bei Kobalt als ausreichend gelten. Lithium wird vorrangig für wiederaufladbare Batterien/Akkus verwendet - dies betrifft auch Laptops, Smartphones und generell Akku-Geräte.
Weitere Verwendungsbereiche sind Keramik und Glas sowie Schmierfette, Kunststoffe und auch Klimaanlangen. Mit zunehmendem Bedarf an wiederaufladbaren Batterien steigt der Bedarf, aber Lithium ist ausreichend vorhanden.
Das Übergangsmetall Tantal wird vorwiegend für Kondensatoren mit hoher Kapazität bei gleichzeitig geringer Größe verwendet. Tantal wird für Elektronik im Allgemeinen sowie bei Superlegierungen für Turbinen und Flugzeugtriebwerke eingesetzt. Da das Metall ungiftig und gegen Körperflüssigkeiten inert ist, wird es auch für Implantate, etwa als Knochennagel, eingesetzt.
Seltene Erden sind von der Namensgebung her missverständlich: Zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung im 18. Jahrhundert erwiesen sie sich als Bestandteil komplexer Oxide, die damals als „Erden" bezeichnet wurden. Außerdem schienen diese Mineralien knapp zu sein, und so wurden diese neu entdeckten Elemente „seltene Erden" genannt. Tatsächlich sind diese Elemente recht häufig vorhanden und existieren in vielen funktionsfähigen Lagerstätten auf der ganzen Welt. Die seltenen Erden Dysprosium, Neodym, Praseodym, Samarium und Terbium werden neben Elektromotoren auch für Dauermagnete, Flugzeugmotoren, Glas- und Emailfärbungen, Laser, CD-Player, Kernspintomografen, Festplatten, Raumfahrttechnik oder als Leuchtstoffe verwendet.